Text zum Werk
Nach dem Zweifler Thomas im Wiedersehen schuf Ernst Barlach 1930/31 noch einen Zweifler, diesmal als Einzelfigur. Die gestalterische Idee geht auf Zeichnungen aus dem Jahr 1917 zurück, von denen die Lithographie Der Blinde, 1918 (Teil unserer Sammlung) entstand, die auch in einem Buch von Adolf von Hatzfeld (Franziskus) als Titel- und Umschlagbild Verwendung fand (Paul Cassirer Verlag, 1918).
Die plastische Umsetzung als Zweifler (und nicht als Blinder) hängt mit dem Wettbewerb um das Hamburger Ehrenmal zusammen, für das Barlach 1930 (vergeblich) eine kniende Gestalt mit Titel Der Erschütterte einreichte.
Der Kopf des bärtigen Zweiflers ist geneigt, der Blick nach unten gerichtet, die Arme sind verdreht, die ineinandergreifenden Hände ringen buchstäblich um die Wahrheit. Im Grunde besteht die Figur kompositionell aus zwei an den Spitzen aufeinander gestellten Pyramiden. Sie sind skulpturale Basis, die ausgestalteten Hände und das Gesicht geben der Form die Bedeutung, das Thema, um das es geht: den Zweifel. Barlachs Sohn Nikolas berichtete, dass der Vater beim Zweifler wie beim Thomas selbstbildnishafte Züge einfließen ließ.
Werkdaten
Titel | Der Zweifler |
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Datierung | 1930 (Guss um 1950) |
Reihe, Serie | – |
Material, Technik | Bronze mit grünlicher Patina |
MAßE | 51,2 x 28 x 21,2 cm |
Signatur | Nicht signiert |
Bezeichnung | Nicht bezeichnet |
Sammlungsbereich | Skulptur und Plastik |
Inventar-Nr. | P 1955/001 |
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Werkverzeichnis | Laur II 0470, 1) |
Bemerkung | – |
Auflage | 17 unnummerierte Exemplare 1930-17.2.1938, zwei Exemplare aus Zink 1941 (eines davon nummeriert), 27 unnummerierte Exemplare seit 7.11.1938 |
Erwerbung | Als Stiftung von Hermann F. Reemtsma, Hamburg, 1962 |
Provenienz |
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Creditline | © Ernst Barlach Haus – Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg; Foto: Andreas Weiss |