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Der Asket (Der Beter)

1925

Text zum Werk

Ein meditierender Mann in tiefer Versenkung. Er ruht, aber die aufgestellten Füße zeigen, dass sein Nachdenken eine aktive Tätigkeit ist. Der schlanke Körper ist fest eingehüllt in ein Tuch, das der Figur einen geschlossenen Umriss verleiht. Nur wenige Falten gliedern die glatte Fläche des Stoffes, die von der weichen Maserung des Nussbaumholzes belebt wird.

Bei dieser Skulptur gehen die Härte des Holzes und der weiche Schwung der Linien eine besonders wirkungsvolle Verbindung ein. In einer großen Kurve steigt die fließende Linie der Saumkante vom rechten Bein hinauf und legt sich als breiter Kragen um den Hals. Der Linienfluss bestimmt auch die symmetrischen Gesichtszüge. So führen von der Nase ausgehend feine Grate über die Augenbrauen, Schläfen und Wangenknochen bis zu den Mundwinkeln und weiter zum Bart.  Umrundet man die Skulptur, entdeckt man eine Gewandöffnung, unter der sich die Rippen des Mannes abzeichnen. Ein überraschendes Detail, mit dem der Künstler Inneres und Verletzbarkeit sichtbar macht.

Mitte der 1920er Jahre waren Bilder von meditierenden asiatischen Buddha-Figuren weithin bekannt und exotische Weisheitslehren in expressionistischen Kreisen populär. Auch Ernst Barlach war ein Bewunderer von Buddha-Statuen und befasste sich intensiv mit fernöstlicher Philosophie.

Barlachs Wahl dieses Bildthemas lässt sich aber auch mit seinen persönlichen Erfahrungen als Künstler in Verbindung bringen. Seit 1910 führte er in der norddeutschen Kleinstadt Güstrow ein zurückgezogenes Leben. Einfachheit und Konzentration erschienen ihm immer deutlicher als notwendige Bedingung künstlerischer Arbeit.

 

Werkdaten

Titel Der Asket (Der Beter)
Datierung 1925
Reihe, Serie
Material, Technik Holz (Nussbaum) mit getöntem Überzug
MAßE 69,7 x 31,8 x 32,5 cm
Signatur An der Plinthe rechts: E Barlach 1925
Bezeichnung Nicht bezeichnet
Sammlungsbereich Skulptur und Plastik
Inventar-Nr. P 2005/001
Werkverzeichnis Laur II 0389
Bemerkung
Auflage
Erwerbung Als Zustiftung von Hermann-Hinrich Reemtsma, Hamburg, 2005
Provenienz
  • 1934 Hermann F. Reemtsma, Hamburg, erworben von Ernst Barlach
  • 1962 Hermann-Hinrich Reemtsma, Hamburg
  • seit 1991 als Dauerleihgabe im Ernst Barlach Haus
Creditline © Ernst Barlach Haus – Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg; Foto: Andreas Weiss