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Kerben und Kanten

Hermann Scherer. Ein Schweizer Expressionist
5. März - 4. Juni 2023

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DRUCKSTOCK – HOLZSCHNITT – HOLZSKULPTUR

In Deutschland bislang kaum bekannt, zählt er in der Schweiz längst zu den bedeutenden Expressionisten der zweiten Generation: der Basler Bildhauer, Maler und Grafiker Hermann Scherer (1893–1927), Mitbegründer der Künstlergruppe Rot-Blau.

Nach Anfängen als Steinmetz schlägt Scherer um 1924 eine radikal neue Richtung ein. Angeregt durch den ehemaligen Brücke-Künstler Ernst Ludwig Kirchner, den er mehrfach in Davos besucht, arbeitet Scherer erstmals in Holz. Bis zu seinem frühen Tod 1927 entstehen rund 25 Skulpturen und mehr als 100 Holzschnitte.

Der neue Werkstoff bringt auch einen stilistischen Wandel. Mit energischen Hieben gestaltet Scherer schroffe Bildwelten. Seine Lebensthemen Liebe und Triebhaftigkeit, Zwei- und Einsamkeit, Existenzangst und Exzess finden in den Holzschnitten schärfste Zuspitzung. Neben markanten Einzelblättern entstehen 1924/25 eindrucksvolle Mappenwerke zu Fjodor Dostojewskis Roman Verbrechen und Strafe und zu Alexander Blocks Revolutionsgedicht Die Zwölf. Beide Holzschnittfolgen sind in der Ausstellung zu sehen.

Die gemeinsam mit dem Kunstmuseum Basel, dem Bündner Kunstmuseum Chur und dem Nachlass des Künstlers realisierte Schau zeigt neben fünf rundplastischen und 50 grafischen Hauptwerken auch 15 Reliefs: kraftvoll bearbeitete Druckstöcke, von denen Scherer seine Holzschnittblätter abgezogen hat. Das Gemälde Atelierfest und einige Zeichnungen ergänzen die Präsentation. Zudem sind Holzschnitte, -stöcke und -skulpturen Hermann Scherers im Zusammenspiel mit jenen Ernst Barlachs (1870–1938) zu erleben – zwei kantige Expressionisten im Dialog.

Das Begleitbuch zur Ausstellung wurde herausgegeben von Marion Heisterberg und Stephan Kunz, mit Beiträgen von Margitta Brinkmann, Marion Heisterberg, Wolfgang Kersten, Stephan Kunz und Martin Schwander. 140 Seiten mit 160 Abbildungen, broschiert, Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich 2022, 38 Euro