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Im Text erwähnte Skulpturen und plastische Werke, die mit * gekennzeichnet sind, befinden sich in der Sammlung des Ernst Barlach Hauses.
1870–1887
Ernst Barlach wird am 2. Januar 1870 im holsteinischen Wedel als erster von vier Söhnen geboren. Seine Eltern sind der Arzt Georg Barlach und Louise Barlach, geb. Vollert. 1872 Umsiedlung nach Schönberg in Mecklenburg, 1877 Umzug nach Ratzeburg. Nach dem überraschenden Tod des Vaters 1884 zieht die Mutter mit ihren Söhnen zurück nach Schönberg. Barlach besucht die dortige Realschule. Freundschaft mit Friedrich Düsel. Erste Zeichnungen entstehen.
1888–1894
Ausbildung zum gewerblichen Zeichenlehrer an der Allgemeinen Gewerbeschule in Hamburg. Wechsel in die Bildhauerklasse von Theodor Richard Thiele, dort intensive Anatomie-, Akt- und Gewandstudien sowie Zeichnen und Modellieren nach Vorbildern der Antike, der Renaissance und der Romantik. 1891 Wechsel an die Königliche Akademie der bildenden Künste zu Dresden. Besuch von Vorlesungen des Archäologen Georg Treu über griechische Kunst. Studien in der Dresdener Bildergalerie und in der Skulpturensammlung des Albertinums. 1892 Meisterschüler bei Robert Diez, der den Spätklassizismus ablehnt und seine Schüler zu Naturstudien auffordert. 1893 illustriert Barlach Figürliches Zeichnen, ein Lehrbuch für Architekten. Als Abschlussarbeit für die Dresdener Akademie entsteht 1894 die Plastik Krautpflückerin.
1895
Einjähriger Studienaufenthalt mit Carl Garbers in Paris. Barlach bezieht ein Atelier neben Alphonse Osbert in der Rue Alain Chartier. Osbert steht im Mittelpunkt der Pariser Symbolistenszene, an deren Treffen Barlach teilnimmt. Barlach studiert an der Académie Julian und setzt sich mit Jugendstil und ägyptischer Kunst auseinander. Kurze Prosatexte und der Roman Reise des Humors und des Beobachtungsgeistes entstehen.
1896–1900
Rückkehr zur Mutter nach Friedrichroda in Thüringen. Barlach arbeitet 1897 mit Carl Garbers an der Figur Klio für den Bürgermeistersaal des Hamburger Rathauses und 1898 – inzwischen nach Altona umgezogen – an den Relieffiguren des nördlichen Giebelfeldes am Neuen Rathaus in Altona. Er zeichnet für die Zeitschrift Die Jugend und fertigt Entwürfe für das Schleswig-Holstein-Denkmal in Altona. Gewinnt mit Garbers den Wettbewerb zur Neugestaltung des Hamburger Rathausmarktes, wird jedoch nicht beauftragt. 1899 Umzug nach Berlin. Plastische Entwürfe und Vorlagen für kunstgewerbliche Gegenstände. 1900 Auftrag für die Grabanlage der Familie des Hamburger Konsuls Moeller-Jarke. Im gleichen Jahr beginnt Barlachs Freundschaft mit dem Verleger Reinhard Piper.
1901–1903
Umzug nach Hamburg. Mit Garbers gestaltet Barlach eine monumentale Neptun-Gruppe für das Verwaltungsgebäude der Hamburg-Amerika-Linie. Ab 1902 Wohnsitz in Wedel. Barlach fertigt *Vasen und *Gefäße für die Keramikmanufaktur von Hermann und Richard Mutz in Altona. Bekanntschaft mit Justus Brinckmann, dem Direktor des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe.
1904–1905
Übersiedlung nach Höhr im Westerwald. Barlach übernimmt kurzzeitig ein Lehramt für Zeichnen, Malen und Modellieren an der Königlichen Keramischen Fachschule. Ausstellung von *Keramiken und Zeichnungen im neu gegründeten Berliner Atelier von Richard Mutz. 1905 Umzug nach Berlin-Friedenau. Depressionen und künstlerische Zweifel lassen das Leben für Barlach zur »täglichen Hölle« werden. Liebesbeziehung zu Rosa Schwab, die als Näherin und Modell arbeitet.
1906
Barlach zeichnet Karikaturen für die Zeitschrift Simplicissimus. Vom 2. August bis 27. September reist er mit dem Bruder Nikolaus nach Südrussland (in die heutige Ukraine) zum Bruder Hans, der als Heizungsbauingenieur in Charkow (Charkiw) arbeitet. Aufenthalt im Sommerhaus von Hans in Pokatilovka bei Charkiw, Reise nach Belgorod und ins südlich gelegene Donezbecken (Donbass). Die Begegnung mit Bauern und Bettlern und das Erlebnis der Steppe geben Barlach wichtige Impulse für sein künstlerisches Schaffen. Geburt des Sohnes Nikolaus aus der Verbindung mit Rosa Schwab am 20. August in Berlin.
1907
Durch den Bildhauer August Gaul Kontakt zum Galeristen und Verleger Paul Cassirer. In der Berliner Secession werden *Blinder Bettler und *Russische Bettlerin mit Schale ausgestellt. Barlach schreibt sein erstes Drama Der tote Tag, in dem er seine Elternbeziehung verarbeitet, und veröffentlicht Zeichnungen im Simplicissimus. Erste Kunstverkäufe. Mitglied der Berliner Secession. Prozess gegen Rosa Schwab um das Sorgerecht für Nikolaus, das Barlach 1908 zugesprochen wird.
1908
Vertrag mit Paul Cassirer, der Barlachs Lebensunterhalt sichert. Intensive Beschäftigung mit dem Werkstoff Holz: Von 1907 bis 1908 entstehen Sitzender Steppenhirt, Sitzendes Weib, Liegender Bauer und Schäfer im Sturm. Barlach beendet die Arbeit für den Simplicissimus.
1909
Durch die Fürsprache Cassirers und Max Liebermanns Studienaufenthalt in der Villa Romana in Florenz. Freundschaft mit dem Dichter Theodor Däubler, der Barlach mit östlicher Philosophie und einer kosmologischen Naturauffassung vertraut macht. Gemeinsame Wanderungen durch die Toskana. Barlach vollendet die Holzskulpturen Sterndeuter I und II, Der Geldzähler und Der Zecher.
1910
Barlach verlegt Wohnsitz und Atelier nach Güstrow. Teilnahme an der ersten Sonderbundausstellung in Düsseldorf mit zehn plastischen Werken. Sonderschau innerhalb der 21. Ausstellung der Berliner Secession mit acht Skulpturen und zwanzig Zeichnungen. Wahl in den Vorstand der Berliner Secession. Die Holzskulpturen Ruhender Wanderer, *Sorgende Frau und *Der Berserker entstehen, außerdem Zeichnungen zu Der tote Tag und zu Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas.
1911
Beginn des zweiten Dramas Der arme Vetter. Auseinandersetzung mit Wassily Kandinskys Programmschrift Über das Geistige in der Kunst. Es entstehen die Hölzer *Drei singende Frauen, Der Einsame, *Der Schwertzieher und das Relief *Bettlerin.
1912
Barlach reist mit Cassirer und dessen Frau, der Schauspielerin Tilla Durieux, in deren Ferienhaus nach Noordwijk in Holland; die Bildnisse Tilla Durieux I, II, *III und *IV entstehen. Barlach besucht Museen in Amsterdam, Den Haag und Haarlem und begeistert sich für Rembrandt, Bruegel und Grünewald. Veröffentlichung des Dramas Der tote Tag mit 27 Lithografien nach den Zeichnungen von 1910/11. Beteiligung an der 2. Sonderbundausstellung. Arbeit an Diario Däubler, einem literarischen Porträt Theodor Däublers. Erneute Wahl in den Vorstand der Berliner Secession. *Träumendes Weib, Die Vision, *Der Spaziergänger, *Der Wüstenprediger und Panischer Schrecken werden vollendet.
1913
Barlach schreibt an seinem autobiografischen Roman Seespeck. Er tritt aus der Berliner Secession aus und wird Jurymitglied in der Freien Secession. Bereist mit Theodor Däubler Mecklenburg und porträtiert ihn in Zeichnungen und Plastiken. *Der Dorfgeiger entsteht.
1914–1916
Seit Beginn des Ersten Weltkriegs ist Barlach Betreuer in einem Hort für Soldatenkinder. Anfängliche Kriegsbegeisterung und Arbeit für Kriegszeit, eine von Cassirer herausgegebene Künstlerflugschrift. Die Bronzefigur *Der Rächer entsteht; die *Fassung in Holz vollendet Barlach 1922. 1915/16 Ausbildung als Landsturmsoldat in Sonderburg an der dänischen Grenze; eine Petition August Gauls und Max Liebermanns an das Reichskriegsministerium erwirkt eine vorzeitige Freistellung. Verarbeitung der Kriegserfahrungen im Güstrower Tagebuch. Mitarbeit an der von Cassirer ins Leben gerufenen pazifistischen Schrift Der Bildermann. Freundschaft mit dem Zeichenlehrer Friedrich Schult, der später die ersten Barlach-Werkverzeichnisse verfasst.
1917
Barlach schreibt am Gesellschaftsdrama Die echten Sedemunds. Im November eröffnet die erste Einzelausstellung im Kunstsalon Cassirer mit den Lithografien zu Der arme Vetter und zwanzig Bildwerken. Die Holzskulptur *Frierendes Mädchen entsteht.
1918–1919
Holzschnitt-Illustrationen zu Reinhold von Walters Gedichtband Der Kopf. Ernennung zum ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie der Künste zu Berlin. Barlach lehnt Professuren in Dresden und Berlin sowie die Ehrendoktorwürde der Universität Rostock ab. 1919 Uraufführung von Der arme Vetter in den Hamburger Kammerspielen und Der tote Tag im Leipziger Schauspielhaus. 1918 entstehen *Der Mann im Stock und *Kruzifix I, 1919 *Verhüllte Bettlerin und die große Holzskulptur *Moses; sie trägt die Gesichtszüge Reinhold von Walters.
1920
Freitod der depressiven Mutter während eines Klinikaufenthalts. Arbeit an der Holzschnitt-Folge Die Wandlungen Gottes und an den Plastiken Mutter Erde I und *II; *Der Flüchtling entsteht.
1921
Verarbeitung der Beziehung zur Mutter im Drama Der Findling. Uraufführung von Die echten Sedemunds in den Hamburger Kammerspielen. Barlach besucht eine Aufführung in der Regie Leopold Jeßners in Berlin; die avantgardistische Inszenierung befremdet ihn. Die Ehefrau von Friedrich Schult, Elisabeth, schlägt einen Heiratsantrag Barlachs aus. Das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs in der Kieler Nikolaikirche entsteht.
1922
Barlach veröffentlicht sein Drama Der Findling mit eigenen Illustrationen. Arbeit an der Plastik *Schwebender Gottvater und der Holzskulptur *Der Rächer, an Holzschnitten zu Goethes Walpurgisnacht und zu den Nibelungen.
1923
Geschwächt durch Depressionen und seine chronische Herzkrankheit, wendet sich Barlach verstärkt literarischen Arbeiten zu und beendet sein fünftes Drama Die Sündflut. Neben der Lindenholzskulptur *Weinende Frau entstehen Lithografien zu Gedichten von Goethe.
1924
Die Sündflut wird in Stuttgart uraufgeführt. Verleihung des Kleist-Preises. Bekanntschaft mit dem Ehepaar Bernhard und Marga Böhmer, das sich in Güstrow niedergelassen hat.
1925
Arbeit am Drama Der blaue Boll und an Holzschnitten zu Schillers Lied an die Freude. Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste in München. Reise durch Süddeutschland. Der Träumer und *Der Asket entstehen.
1926
Freitod Paul Cassirers. Ausstellung der Holzskulpturen im Salon Cassirer und Beteiligung an der Internationalen Kunstausstellung in Dresden. Der blaue Boll wird in Stuttgart uraufgeführt. Ablehnung einer Berufung an die Kunsthochschule in Weimar. Zeichnerische Entwürfe für ein Ehrenmal im Güstrower Dom und Beteiligung am Wettbewerb für ein Beethoven-Denkmal in Berlin. Umzug des Ateliers in eine ehemalige Autoreparatur-Werkstatt. Liebesbeziehung zu Marga Böhmer, die sich 1927 von ihrem Mann scheiden lässt. Barlach zieht zu ihr ins Haus am Heidberg, außerhalb Güstrows. Bernhard Böhmer wird Barlachs Gehilfe und Sekretär und kümmert sich um den Verkauf seiner Werke. Die Hölzer *Das Wiedersehen und *Tod im Leben entstehen.
1927
Der »Große Arbeitstag« beginnt – bis 1932 entwirft und gestaltet Barlach zahlreiche monumentale Werke für den öffentlichen Raum: das Güstrower Ehrenmal (1927), den Kieler Geistkämpfer (1928), das Magdeburger Ehrenmal (1929), das Hamburger Ehrenmal (1931) und die Lübecker Gemeinschaft der Heiligen (1930–32). Wegen seines Herzleidens reist Barlach zur Kur nach Bad Kissingen. Niederschrift der Autobiografie Ein selbsterzähltes Leben. Barlach beginnt sein Drama Der Graf von Ratzeburg, an dem er bis 1936 arbeitet (posthum veröffentlicht).
1928
Aufstellung der Bronze Der Geistkämpfer in Kiel. In Königsberg wird Der Findling uraufgeführt. Verhandlungen über den Auftrag für ein Ehrenmal in Malchin; Barlachs Entwürfe werden später abgelehnt. Als Reaktion auf die Ehrenmale in Güstrow und Kiel beginnen nationalistische Kreise mit massiven Diffamierungskampagnen. Barlach arbeitet am Magdeburger Ehrenmal und vollendet *Der singende Mann.
1929
Barlach wehrt sich öffentlich gegen die Angriffe des Stahlhelmbundes und anderer reaktionärer Verbände. Uraufführung des Dramas Die gute Zeit in Gera. Der Lübecker Museumsdirektor Carl Georg Heise gibt 16 Fassadenfiguren für die Katharinenkirche in Lübeck in Auftrag, die Gemeinschaft der Heiligen.
1930
Als erste Figur für Lübeck entsteht Der Bettler. Barlach wird eingeladen, sich am Wettbewerb um die Gestaltung eines Ehrenmals für den Hamburger Rathausmarkt zu beteiligen; durch Vermittlung des Hamburger Oberbaudirektors Fritz Schumacher erhält er später den Auftrag für ein Relief. Ludwig Katzenellenbogen, nach Paul Cassirer der zweite Ehemann von Tilla Durieux, beauftragt Barlach mit der Ausführung der (bereits 1926 für das Beethoven-Denkmal entworfenen) Figuren-Reihe *Fries der Lauschenden in Holz. Vertrag mit dem Kunsthändler Alfred Flechtheim über den Guss von zwanzig Bronzen nach Gipsmodellen in der Gießerei Noack, Berlin-Friedenau. Begegnung mit Aristide Maillol in Berlin. Aus Anlass des 60. Geburtstags Ausstellungen in der Preußischen Akademie der Künste in Berlin, im Museum Folkwang Essen, in der Kunsthalle zu Kiel und in der Galerie Flechtheim. Die Diffamierung von rechtsextremistischer Seite nimmt zu. *Der Zweifler entsteht.
1931
Bezug eines neuen Atelierhauses am Heidberg beim Güstrower Inselsee. Arbeit am Hamburger Ehrenmal und an einer Grabanlage für den Erbprinzen Reuß in Gera. Für Lübeck entstehen *Frau im Wind und *Der Sänger; außerdem vollendet Barlach *Lehrender Christus und verschiedene *Christusmasken. Ludwig Katzenellenbogen gerät in eine finanzielle Krise und stellt die Zahlungen für den *Fries der Lauschenden ein. Ausstellungen in der Hamburger Kunsthalle und in der Kestner-Gesellschaft Hannover.
1932
Da sich keine neuen Stifter finden, muss Barlach die Arbeit am Lübecker Projekt Gemeinschaft der Heiligen aufgeben. Finanzielle Not und nationalsozialistische Propaganda setzen ihm zu. Entwürfe für ein Ehrenmal in Stralsund und Arbeit an *Hungergruppe und *Die lesenden Mönche III. Sonderschau auf der Herbstausstellung der Preußischen Akademie der Künste in Berlin mit neun plastischen Arbeiten und elf Zeichnungen.
1933
Rundfunkrede Künstler zur Zeit, ein Plädoyer für die Freiheit des Denkens und des künstlerischen Ausdrucks. Barlach wird Ritter der Friedensklasse des Ordens Pour le Mérite und erwägt den Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste, als Käthe Kollwitz und Heinrich Mann ausgeschlossen werden. Rückzug der Entwürfe für das Ehrenmal in Stralsund. Antrag des Magdeburger Domgemeinderates auf Entfernung des Ehrenmals aus dem Dom. *Der Durstige entsteht. Auflösung des Vertrags zum *Fries der Lauschenden, von dem bislang lediglich drei Figuren vollendet sind: *Der Wanderer, *Die Tänzerin und *Die Träumende.
1934
Ausstellung in der Kunsthalle Bern. Abbau des Magdeburger Ehrenmals. Letzte Aufführung des Blauen Boll im Altonaer Stadttheater.
Barlach unterzeichnet den Aufruf der Kulturschaffenden, der am 18. August 1934 im Völkischen Beobachter erscheint. Mit diesem offenen Brief, den neben Barlach auch Erich Heckel, Emil Nolde, Georg Kolbe, Ludwig Mies van der Rohe, Wilhelm Furtwängler, Richard Strauss und dreißig weitere Persönlichkeiten des kulturellen Lebens unterschreiben, soll Stimmung für den Volksentscheid gemacht werden, der schließlich die Zusammenlegung von Reichskanzler- und Reichspräsidentenamt in der Person Adolf Hitlers besiegelt. Barlach verbindet mit seiner telefonisch aus dem Propagandaministerium erbetenen Unterschrift die Hoffnung, sich vom Vorwurf des »Kulturbolschewismus« zu befreien – »bis man ihn wieder aus der Kiste holt« (Brief an Karl Barlach, 31.8.1934).
Im August besuchen der Bremer Maler Hugo Körtzinger und der Hamburger Unternehmer Hermann F. Reemtsma Barlach in Güstrow. Reemtsma erwirbt die Holzskulptur *Der Asket und beauftragt Barlach, die Arbeit am *Fries der Lauschenden fortzusetzen. Barlachs finanzielle Situation stabilisiert sich. *Die Flamme entsteht.
1935
Die Holzskulptur *Das Wiedersehen wird aus der ständigen Ausstellung im Landesmuseum Schwerin entfernt. Nach großem Premierenerfolg setzt man die Aufführung des Dramas Die echten Sedemunds am Altonaer Stadttheater nach der fünften Vorstellung ab. Im Münchener Piper-Verlag erscheint das Buch Zeichnungen von Ernst Barlach mit 56 Reproduktionen und einer Einführung von Paul Fechter. Intensive Arbeit am *Fries der Lauschenden, der im Oktober vollendet ist. Gleichzeitig entsteht *Mutter und Kind.
1936
Ehrenmitglied der Wiener Secession und des Künstlerverbandes Österreichischer Bildhauer. Die Ausführung eines Grabmals für Theodor Däubler scheitert am Widerstand staatlicher Institutionen. Auf Veranlassung des Reichsministeriums für Aufklärung und Propaganda wird das Buch Zeichnungen von Ernst Barlach von der Bayerischen Politischen Polizei beschlagnahmt. Werke von Barlach, Wilhelm Lehmbruck und Käthe Kollwitz werden aus der Jubiläumsausstellung der Preußischen Akademie der Künste entfernt. Arbeit am Roman Der gestohlene Mond und an den Skulpturen *Der Flötenbläser und *Der Buchleser. Veröffentlichung eines von Hermann F. Reemtsma veranlassten Privatdrucks zum *Fries der Lauschenden mit einem Text von Hugo Körtzinger.
1937
Verschlechterung des Gesundheitszustands. In der nationalsozialistischen Propaganda-Ausstellung »Entartete Kunst« werden die Bronze *Das Wiedersehen und das im Piper-Verlag erschienene Buch Zeichnungen von Ernst Barlach gezeigt. 381 Werke Barlachs werden aus deutschen Museen entfernt. Abbau des Geistkämpfers in Kiel und des Ehrenmals im Güstrower Dom (1941 eingeschmolzen). Erzwungener Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. Vorübergehendes Ausstellungsverbot und Androhung eines vollständigen Berufsverbots. Arbeit an Das schlimme Jahr, *Lachende Alte und *Frierende Alte. Der Maler Leo von König und Ernst Barlach, Künstlerkollegen aus der Zeit der Berliner Secession, porträtieren sich gegenseitig.
1938
Öffentliche Bekanntgabe des Beschlusses, Barlachs Stelen-Relief vom Hamburger Rathausmarkt zu entfernen (Abbruch im Februar 1939). Ab September Aufenthalt Barlachs in der Rostocker Privatklinik St. Georg. Ernst Barlach stirbt am 24. Oktober. Die Trauerfeier findet am 27. Oktober im Güstrower Atelier statt; unter den Trauergästen sind Carl Georg Heise, Hugo Körtzinger, Georg Kolbe, Käthe Kollwitz, Gerhard Marcks, Hermann F. Reemtsma, Richard Scheibe und Karl Schmidt-Rottluff. Am 28. Oktober wird Barlach seinem Wunsch entsprechend in Ratzeburg beigesetzt.