Text about the work
Barlach greift das Leitmotiv seines Schaffens auf: Die Darstellung von Bettlergestalten, mit der er 1907 nach seiner Russlandreise seinen künstlerischen Durchbruch schaffte und mit der er sein Œuvre abschloss (Mutter und Kind, 1935, Lachende Alte und Frierende Alte von 1936/37). Die Figur der Verhüllten Bettlerin taucht erstmals in Zeichnungen von 1915/16 auf (z. B. Buckliger Geigenspieler und verhüllte Bettlerin, Teil unserer Sammlung Zeichnungen). Sie findet sich im Relief Tod und Leben von 1916/17 (Teil unserer Sammlung) im Zentrum der Hauptszene wieder und noch einmal im Holzrelief Grablegung. Dort sind drei Personen als Trauernde zu sehen, von denen sich allerdings nur die Verhüllte Bettlerin dem Toten zuwendet.
Die Darstellung der Verhüllten Bettlerin mag eine Parallele zum Handlungsverlauf in Barlachs Drama Der arme Vetter haben, in dem Fräulein Isenburg »dem sinnsuchenden Selbstmörder Iver folgt in Abwendung von ihrem Verlobten mit dem sprechenden Namen Siebenmark«.
1919 setzte Barlach das Motiv als Einzelfigur plastisch um. Das Gipsmodell diente als Ausgangspunkt für die Fassung aus Holz, Bronzen sind erst seit 1961 in der Gießerei Noack gegossen worden (auch das Bronze-Exemplar in der Sammlung des Ernst Barlach Hauses).
Unsere Fassung aus Holz wurde 1921 vom Barlach-Sammler Fritz Heß erworben, ehe Sie 1931 zu Lisa und Heinrich Arnhold kam und damit nach New York reiste. Das Ernst Barlach Haus erwarb das Stück von dort im Jahr 2011.
Works data
Title | Verhüllte Bettlerin |
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Date | 1919 |
Set / Series | – |
Material / Technique | Holz (Nussbaum) mit getöntem Überzug |
MEASURES | 38 x 30,4 x 33,7 cm |
Signature | Hinten links auf der Plinthe: E Barlach 1919 |
Labeling | Nicht bezeichnet |
Work group | Sculpture and plastic |
Inventory no. | P 2011/001 |
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WVZ | Laur II 0281 |
Note | – |
Edition | – |
Acquisition | Von der Mulago Foundation, New York, am 8.8.2011 |
Provenience |
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Photo | © Ernst Barlach Haus – Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg; Foto: Andreas Weiss |