Kraftvoll und verletzlich
Wie kein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts hat Pablo Picasso (Malaga 1881–1973 Mougins) Grenzen erweitert und Zeichen gesetzt, die Moderne in ihrer Vielschichtigkeit zugleich gespiegelt und geprägt. Die Faszination, die seine kühnen Werke ausüben, ist bis heute ungebrochen.
Die Hamburger Sammlung von Klaus und Erika Hegewisch räumt dem Ausnahmekünstler einen Ehrenplatz ein: In der bedeutenden Kollektion von Arbeiten auf Papier ist Picasso mit herausragenden Zeichnungen und Druckgrafiken aus mehr als fünf Jahrzehnten vertreten.
Achtzig Blätter bieten Einblick in alle Schaffensphasen Picassos, von den Schöpfungen der Blauen Periode über kubistische und klassizistische Kompositionen bis zum Spätwerk. Deutlich zeigt die Auswahl Picassos motivische Vorlieben – Frauenporträts und weibliche Akte, Stierkämpfe und mythologische Szenen. Im Zentrum seiner Erzählungen von menschlichen Leidenschaften und männlicher Vitalität steht der Minotaurus: Kraftvoll und doch verletzlich durchwandert das mythische Mischwesen aus Mann und Stier Picassos Bildwelten – als spannungsreiche Symbolfigur und als Doppelgänger des Künstlers.
Die Blätter der Sammlung Hegewisch führen nicht nur die thematische und stilistische Bandbreite Picassos eindrucksvoll vor Augen. Sie zeigen ihn auch als einen Künstler, der meisterhaft und oft unkonventionell mit unterschiedlichsten druckgrafischen Techniken experimentiert – und dabei der Kunst der Moderne neue, überraschende Ausdrucksmöglichkeiten erschließt.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog bei Hachmannedition (128 Seiten mit 100 Farbabbildungen).