Hintersinn und Sabotage
Fata Morganen in Öl auf Leinwand, Pflanzenobjekte aus Polizeiuniformen und Stacheldraht, Landschaftsgemälde auf Dosenblech – der Bildhauer, Maler und Multimediakünstler Peter Rösel (*1966) hat eine Vorliebe für Akzentverschiebungen, Schwebezustände und Kollisionen.
Rösel verknüpft Alltag und Menschheitsgeschichte, kreuzt das Naheliegende mit dem Fernen, mischt Banales mit Exotik. Hintersinnig sabotiert er gängige Seh- und Denkmuster: Vertraute Materialien in befremdlichen Kontexten bescheren dem Betrachter witzige und spannungsreiche Begegnungen. In den 1990er Jahren wurde Peter Rösel durch die »Szenenwechsel« im Frankfurter MMK Museum für Moderne Kunst einem breiteren Publikum bekannt; seither hat sich der in Berlin lebende und an der Kunsthochschule Weißensee lehrende Künstler mit zahlreichen Ausstellungen einen Namen gemacht.
Nun gibt das Ernst Barlach Haus Einblick in das vielfältige Schaffen Peter Rösels. Bilder, Objekte und Videos der letzten 15 Jahre sind zu sehen, darunter die Serie Buddelschiffe (2004–06), Gemälde und Aquarelle aus dem 1999 begonnenen Fata Morgana Painting Project und Pflanzenensembles wie der aus Uniformjacken und -mützen genähte Seerosenteich von 1997, der sich in einer Neuadaption für das Ernst Barlach Haus im Innenhof des Museums ausbreitet. Ergänzend zu dieser Arbeit realisierte Peter Rösel eigens für seine Hamburger Schau die raumgreifende Installation Dornenhecke. Erstmals präsentiert er auch seine jüngste Werkgruppe: Fernsehtruhen der 1950er und 60er Jahre – wuchtige Möbel mit klangvollen Gerätenamen wie »Tizian« oder »Rembrandt« – präsentieren ihr neues, überraschendes Innenleben.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Eigenverlag des Ernst Barlach Hauses (108 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen, Deutsch/Englisch, Broschur).