Blick in die Ausstellung
Über die Grenzen von Malerei, Zeichnung und Skulptur hinweg entfaltete Norbert Prangenberg (1949–2012) ein eng vernetztes und weit verzweigtes Werk. Es vereint archaische Zeichenhaftigkeit und barocke Farbenpracht, geometrische Klarheit und organisches Wuchern, sinnenfrohe Üppigkeit und empfindsame Spiritualität.
»Manche meiner Dinge sind verspielt oder haben Lust am Schnörkel, Lust am Spontanen, eine gewisse Formfreude. Aber das Leben ist ja auch nicht deshalb unernst, weil man ab und zu sehr viel Spaß hat. Im Gegenteil, das macht es vielleicht noch tiefer.«
Norbert Prangenberg, 2000
Als Teilnehmer der documenta 7 wurde Norbert Prangenberg 1982 international bekannt, 1993 übernahm der ausgebildete Goldschmied eine Professur für Keramik und Glasmalerei an der Münchener Kunstakademie. Die nicht selten lebensgroßen Hohlkörper, die Prangenberg seither aus glasiertem Ton gestaltete und Figuren nannte, sind imposante Charaktere von eigenwilliger Schönheit. Sie stehen im Zentrum einer Hommage, die Prangenbergs Suche nach Objekten mit Ausstrahlung folgt und sich dabei ein Leitmotiv seines Schaffens zum Titel nimmt: »Formfreude«.
Die die enger Zusammenarbeit mit dem Nachlass Norbert Prangenberg realisierte Ausstellung wurde am 23. Juni 2019 eröffnet, dem 70. Geburtstag des Künstlers. Mit 70 teils großformatigen Keramiken, Gemälden und Zeichnungen gibt sie reichen Einblick in Prangenbergs über drei Jahrzehnte gewachsenen Werkkosmos.
Prangenbergs malerische und skulpturale Figuren treffen in der Ausstellung Formfreude auf keramische Frühwerke von Ernst Barlach (1870–1938) aus der Sammlung des Ernst Barlach Hauses. Um 1903/04 gestaltete Barlach für die Manufaktur von Hermann und Richard Mutz in Altona eine Reihe von kunstgewerblichen Objekten, darunter auch kleine Fauns- und Satyrköpfe, die als Henkelverzierungen für Übertöpfe, Bodenvasen, Weinkühler oder Bowlenkrüge Verwendung fanden. Je zwei Varianten dieser Masken sind auf einem Gefäß angebracht – umflossen von ostasiatisch inspirierten Überlaufglasuren. Wie Prangenbergs gutmütige Grotesken recken sich die grimassierenden Köpfe aus den Farbschlieren, barlachscher Formfreude entsprungen. Mehr zur aktuellen Barlach-Präsentation erfahren Sie hier.
Veranstaltungen
Sie möchten mehr über Prangenbergs Kunst erfahren? Wir bieten jeden Sonntag um 11 Uhr eine kostenlose öffentliche Führung an und empfehlen darüber hinaus:
Sonntag, 21. Juli 2019, 12 Uhr
Prangenberg persönlich
Familie, Freunde und Weggefährten von Norbert Prangenberg im Gespräch
Dienstag, 6. August 2019, 18 Uhr
Figur, Kontur, Glasur
Kuratorenführung mit Karsten Müller
Dienstag, 3. September 2019, 18 Uhr
Transzendenz in Terrakotta
Ein Gespräch über das Immaterielle in Prangenbergs Kunst mit Veronika Schlör (Katholische Akademie Hamburg) und Karsten Müller (Ernst Barlach Haus)
Katalog
Der als Fächer gestaltete Katalog, der die Ausstellung Formfreude ausführlich dokumentiert (80 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Verlag Kettler, 25 Euro), ist am 21. Juli erschienen und wurde im Rahmen der Veranstaltung Prangenberg persönlich vorgestellt.
Sie möchten ihn bei uns bestellen? Bitte wenden Sie sich an Kerstin Raue raue@barlach-haus.de