Dem »Geheimnis der graphischen Sprache« auf der Spur
Persönlich sind sich der deutsche Bildhauer Ernst Barlach (1870–1938) und der österreichische Zeichner Alfred Kubin (1877–1959) nie begegnet, doch war ihre Wertschätzung füreinander groß: Barlach zeigte sich beeindruckt von Kubins Unbeirrbarkeit und Eigensinn, Kubin nannte Barlach einen »wunderbaren, mich immer zutiefst berührenden Künstler«.
Die wechselseitige Sympathie beruhte auf ähnlichen künstlerischen Intentionen: Barlach suchte nach einer prägnanten Bildsprache, um das »Innen im Außen« sichtbar werden zu lassen, und auch Kubin bemühte sich intensiv darum, »innerlich geschaute Formen, Gestalten und Geschehnisse bildmäßig einzufangen«, wie er 1927 rückblickend formulierte.
In den Zeichnungen Kubins und Barlachs offenbaren sich stilistische wie motivische Gemeinsamkeiten: Beide Künstler nutzen die Kräfte der Intuition und des Unbewussten, beide sind fasziniert vom Abgründigen und Grotesken, beide erkunden die Licht- und Schattenseiten des Menschseins und finden klare Bildzeichen für unklare Verhältnisse. Die Ausstellung Lichte Finsternis, die mit 80 teils selten gezeigten Blättern in 13 Kapiteln dem »Geheimnis der graphischen Sprache« (Kubin) nachgeht, ist eine Kooperation mit dem Oberösterreichischen Landesmuseum Linz und der Ernst Barlach Stiftung Güstrow.
Zur Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Katalog (herausgegeben von Karsten Müller und Helga Thieme, 172 Seiten mit 111 Abbildungen, gebunden).