Impulsiv und direkt
Für die Künstler der Brücke war das Aquarell ein ideales Medium. Auf der Suche nach unmittelbarem Erleben und unverfälschtem Ausdruck erlaubte es ihnen ein freies Spiel mit Farben und Formen. So entstand seit Gründung der Brücke 1905 eine Fülle leuchtender Werke, die eindrucksvoll die Vitalität und Experimentierfreude dieser Künstlergruppe offenbaren. Das Ernst Barlach Haus präsentiert 75 Höhepunkte expressionistischer Aquarellmalerei aus der Sammlung des Brücke-Museum Berlin: Meisterwerke von Fritz Bleyl, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff.
Wie in ihren Gemälden probten die Künstler der Brücke auch in ihren Aquarellen den Aufstand: gegen akademische Kunsttraditionen und bürgerliche Normen, für ein ungezwungenes Leben, das Kunst nicht nur hervorbringt, sondern selbst Kunst ist. Die Motivwahl der Expressionisten – bevorzugt Akte und Landschaften – spiegelt diesen Drang nach Freiheit und Ursprünglichkeit ebenso wie ihre künstlerische Handschrift, die sich im Medium des Aquarells in besonderer Weise entfaltet: impulsiv und direkt, mit Lust an der Zuspitzung und Mut zu kühnen Farbklängen. Auch wenn die Brücke-Künstler längst zu den Klassikern der Moderne zählen – ihre Aquarelle lassen noch heute die Energie spürbar werden, mit der sie vor 100 Jahren zu einer neuen Kunst aufbrachen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hirmer Verlag München (192 Seiten mit 130 Farbtafeln, 18 Euro).